Der Sonnenstein war bereits den Wikingern als Talisman für die Seefahrt bekannt, geriet aber später in Vergessenheit. (Mehr hierzu unter dem Artikel Calcit)
1780 wurde dieser Feldspat auf der Sattelinsel im Weißen Meer (südlich der Halbinsel Kola im Nordpolarmeer) wiederentdeckt und man nannte ihn Aventurin. Diesen Namen trug aber bereits ein undurchsichtiger Quarz in grünen, gelblichen und orange bis roten Farben, den man leicht mit Jade verwechseln kann.
Eingeschlossene Plättchen lassen ihn schillern, bzw. „aventurisieren“. Dabei wurde auch schon diese Bezeichnung verwendet: Glashersteller aus Italien (Venedig, oder Murano) hatten durch Zufall herausgefunden, dass durch Zugabe feiner metallischer Kupfersplitter in die Glasschmelze eine beeindruckende Glassorte entsteht, die in feinen Punkten glitzerte und funkelte; eben „a ventura“, wie es auf italienisch heißt.
Dieses künstliche Produkt wird noch heute hergestellt und ist unter dem Namen „Goldfluss“ bekannt.
So übertrugen die Entdecker dieser Steine dieses Wort sowohl auf den Aventurin-Quarz, als auch auf den Aventurin-Feldspat. Die Mineralogen gewöhnten sich daran, zur Unterscheidung die jeweilige Mineralgruppe mit zu benennen, was aber auch keine befriedigende Lösung war.
Trotz ihrer Unterschiede ist die Ursache für ihr schillerndes, metallisches Flittern (das „aventurisieren“) bei beiden Steinsorten ähnlich und entsteht durch Lichtreflexion an Einlagerungen von parallelorientierten Eisenglanzblättchen oder Mineralen, wie zum Beispiel Hämatitplättchen.
Wer letztendlich auf die Idee kam, den Aventurin-Feldspat „Sonnenstein“ zu nennen, ist leider nicht genau bekannt. Eine Autorin hielt in poetischer Weise fest, dass sein strahlendes Flittern unweigerlich an Sonnenstrahlen, gefangen in eiskaltem Wasser“ erinnern würde.
In den 1980er Jahren entdeckte man in den USA (Oregon) eine neue Sorte des Aventurin-Feldspates, die durchscheinend bis durchsichtig ist und Farben von farblos bis blaugrün, gelb, orange pink, rot und grün zeigt, mit wasserklaren, leicht grünen, hellroten oder rosa Schatten.
Oregon-Sonnenstein |
Sonnenstein (Aventurin-Feldspat) |
Goldfluss (Glas) |
Nachdem es schon zwei verschiedene Aventurine gab, hatte man jetzt auch noch zwei recht unterschiedliche „Sonnenstei“ Arten. Das erneute Problem bezüglich der Namensgebung wurde gelöst, indem man die Neuentdeckung als „Oregon-Sonnenstein“ benannte.
Bisher bot es sich eher nicht an, den Sonnenstein facettiert zu schleifen, da der Cabouchon-Schliff das besondere Schillern am besten zur Geltung bringt. Bei der neuen Sorte verhielt sich das ganz anders. Beim Oregon-Sonnenstein lassen sich durch facettieren am besten seine Transparenz und zarten Farben zur Geltung bringen.
Sein rosa bis roter Schimmer entsteht durch kleine Kupferkristalle, die im Mineral eingeschlossen sind.
Manche Oregon-Sonnensteine zeigen Pleochroismus; zwei verschiedene farben, wenn man sie aus unterschiedlichen Richtungen betrachtet, was beim Aventurin-Feldspat kaum vorkommt.
Die Fundorte des Sonnensteins erstrecken sich von Indien, Madagaskar, Malawi, Norwegen, Russland und über Kanada bis in die USA. Der indische, norwegische und russische ist meist undurchsichtig und schimmert intensiv in orange bis rotbräunlichen Farbnuancen. Er gehört zu der Gruppe der Aventurin-Feldspate. Die wichtigsten Vorkommen liegen heute vor allem in Indien, Ostafrika und Nordamerika vor. Ein Vorkommen in der Telemark in Norwegen spielt heute im internationalen Edelsteinhandel keine große Rolle mehr.
Eine eher seltene Bezeichnung für den Sonnenstein ist auch der Name "Heliolit" (Helios=Sonne). Mineralurgisch wird der Sonnenstein als Oligoklas benannt.
Gemmologische Eigenschaften von Sonnenstein (Oligoklas)
Formel | (Ca,Na)((Al,Si)2Si2O8) |
Kristallsystem | triklin |
Mohshärte | 6 - 6.5 |
Dichte | 2.63 - 2.66 |
Brechungsindex | zweiachsig doppelbrechend 1.533 - 1.552 |
Max. Doppelbrechung | 0,009 |
Dispersion | keine |
Pleochroismus |
keiner (selten) |
Luminiszenz | --- |
Glanz | gläsern |
Reflektivitätszahl | 23 - 26 |
Spaltbarkeit |
vollkommen |
Bruch | uneben, muschelig oder stufenförmig |
Farbe | farblos bis braunorange mit orangen, rötlichen oder braunen Kupfereinschlüssen |
Farbspektrum |
kein Spektrum vorhanden |
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Quellen:
Bestimmungstabellen für Edelsteine, Birgit Günter
index reference chart for duo tester, Presidium
Edelsteinbestimmung mit gemmologischen Geräten, Godehard Lenzen
Handbuch für Edelsteine und Mineralien, Ruppenthal
Praktische Gemmologie, Dr.W.F.Eppler
Diamanten-Fibel, Pagel-Theisen
Photoatlanten "Inclusions in Gemstones" Vol. 1 - 3, Gübelin / Koivula
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Goldschmiedemeister Andreas Stratmann